Das 1289 erstmalig in einer erhaltenen Urkunde erwähnte Dorf Zepernick wurde wie die meisten Dörfer des südlichen Barnim in der ersten Hälfte des 13. Jh von deutschen Siedlern, vermutlich aus dem westelbischen Gebiet, errichtet. Zu beiden Ufern des Dransebaches entstand ein Dorf mit einem rechtwinklig abgeknickten Anger, ein sog. Winkelangerdorf. Wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jh. errichtete man am Nordrand des Dorfes eine kleine Feldsteinkirche mit Querturm. Der sorgfältig gequaderte Bau weist im Turm mehrere Schießscharten auf und besaß zu seiner Entstehungszeit zugleich einen Verteidigungscharakter („Wehrkirche“).
Der Kirche gegenüberliegend sind im historischen Kartenbild eine Hofanlage aus zwei giebelständigen Gebäuden und einem rückwärtigen, rechtwinklig zu diesen angeordneten Gebäude erkennbar. Diese Hofstelle bildet den nördlichen Abschluss der östlichen Zeile der historischen Dorflage an der nach Osten abzweigenden Wegführung in die Feldmark (heutige Zelterstraße). In diesem, zwei Flurstücke umfassenden Bereich wurde 2013 eine Wohnanlage neu errichtet und archäologisch baubegleitet.
Auf einer nur 150 m² großen Teilfläche hatten sich mittelalterliche Befunde erhalten, die wertvolle Rückschlüsse auf die Anlage und Erstbebauung der Dorflage zulassen. Die Ergebnisse zeigen exemplarisch, wie mit der archäologischen Untersuchung auch kleinerer, innerörtlicher Bauvorhaben wichtige Quellen der Orts- und Landesgeschichte erschlossen und gesichert werden können.
Nahezu identisch mit der heutigen Flurgrenze wurde ein dorfgründungszeitlicher Parzellengraben (Grenzmarkierung) nachgewiesen, der die Kontinuität der Flurstücke seit dem 13. Jh. belegt. Derartige Befunde sind aus anderen Orten zwar bekannt, aber außerordentlich selten. In Zepernick kann mit diesem Befund zudem die Ecke der Parzelle zum angrenzenden Dorfanger lokalisiert werden. Neben der eindeutig mittelalterliche Entstehungszeit kann am Zepernicker Befund auch die Tatsache abgelesen werden, daß die Parzellengrenze nur zu Beginn der Nutzungszeit als Graben sichtbar war und im verlaufe des Mittelalters zusedimentierte bzw. verfüllt wurde. Im weiteren Verlauf der Dorfentwicklung wurde die Grenze anscheinend auf andere Weise markiert.
An dieser rekonstruierbaren Parzellenecke orientierte sich ein quadratischer, kleiner Feldsteinkeller von ca. 2,5 m Innenmaß, der noch in einer Höhe von ca. 0,5 m erhalten war. Das Mauerwerk war aus unbearbeiteten Feldsteinen in Lehm ausgeführt. Die Sohle war unbefestigt und wies bemerkenswerterweise keine ausgeprägte Nutzungsschicht auf. Dies deutet auf eine kurze Nutzungsdauer hin. Aus der geringen erhaltenen Tiefe des Kellers kann auf einen deutlichen Geländeabtrag des Areales in nachmittelalterlicher Zeit geschlossen werden. Der schräg hofseitig in den Keller führende Zugang war in Resten erhalten und wies auf der Sohle Reste von Holzkohle auf, die von einer hölzernen Zugangstreppe herrühren dürften. Die Verfüllung von Keller und Zugang zeigte deutliche Brandspuren und bestand vorwiegend aus Wandlehm und Feldsteinen der aufgehenden Kellerwände. Sie lässt auf eine Brandzerstörung des Hauses und eine nachfolgende, allmähliche Verfüllung der dann offenen Kellergrube schließen. Der Befund lässt sich als Halbkeller eines ebenerdigen, vermutlich traufständigen Fachwerkgebäudes rekonstruieren, das an den Anger und die seitliche Grundstücksgrenze angrenzte. Nach Ausweis der Funde erfolgte die Errichtung des Gebäudes und des Parzellengräbchens zeitnah im 13. Jh. und dürfte damit dorfgründungszeitlich sein. Auch der Zerstörungshorizont des Hauses enthielt ausschließlich Material des 13.-14. Jh., sodass nur eine relativ kurze Nutzungsdauer konstatiert werden kann.
In der Kellerverfüllung fand sich ein Fragment eines gotischen Formziegels, dessen Herkunft in Zepernick vollkommen rätselhaft ist. Die nahegelegene Feldsteinkirche des 13. Jh. scheidet als Quelle aus, da sie keine derartigen Ziegel beinhaltete. In Frage kommt nur ein repräsentativer Sakral- oder Profanbau in der näheren Umgebung. Mit dem Ziegelfragment und der Gefäßkeramik aus der Kellerverfüllung kann der Zerstörungszeitpunkt des Hauses spätestens in das 14. Jh. eingegrenzt werden. Ein verkohltes Bauholz konnte dendrochronologisch datiert werden. Die verwendete Esche wurde demnach im Winter 1186/87 gefällt. Dabei muss es sich um ein im Haus verbautes bzw. vorhandenes Altholz handeln, da eine deutsche Ansiedlung in Zepernick wesentlich vor 1230 nach dem derzeitigen Forschungsstand eher unwahrscheinlich ist.
Herausragende Funde aus der Kellerverfüllung sind neben eisernem Hausrat wie Messerklingen und einem Hufeisenfragment ein bronzener Zierbeschlag (verm. Riemenzunge) und eine eiserne, zweiflügelige Tüllenpfeilspitze. Letztere ist, wie der Formziegel im bäuerlichen Kontext sehr ungewöhnlich und könnte auf kriegerische Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Zerstörung des Hauses hindeuten.